Rheinische Kantorei

Seit ihrer Gründung steht die Rheinische Kantorei für Interpretationen im Sinne historischer Aufführungspraxis. Die Stimmen überzeugen durch hellen, strahlenden Klang, absolute Intonationsgenauigkeit, perfekten Zusammenklang, sorgfältig erarbeitete Diktion, Transparenz und Leichtigkeit. Das verleiht dem Ensemble seine Charakteristik, die es zu einem der führenden  Vokalinterpreten alter Musik macht. Durch die stilorientierte Professionalität können Solopartien aus  dem Chor besetzt werden. Die Besetzung des Ensembles variiert zwischen acht und zweiunddreißig SängerInnen. Das Repertoire ist nicht auf Musik aus Renaissance oder Barock beschränkt. Ebenso  stehen Werke aus Klassik und Romantik auf den Konzertprogrammen. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Aufführung unbekannter Werke. Viele von ihnen wurden von Hermann Max entdeckt und vor dem endgültigen Vergessen bewahrt. Neben konzertanten Aufführungen werden sie durch die  Einspielung auf Tonträgern einem breiten Hörerkreis zugängig gemacht.  Das Ensemble überzeugt in seinen Konzerten und CD-Einspielungen durch sprachorientierte  Wiedergaben, was in Oratorien und Opern gemeinsam mit dem Orchester Das Kleinen Konzert deutlich wird.  Die Klangkörper Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert erhalten im Zeitraum 2020-2022 und 2024 -2026 im Zuge der Stärkungsinitiative Kultur des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen eine Ensembleförderung.

Das Kleine Konzert

Einem Vorbild aus dem 18. Jahrhundert verdankt das Barockorchester Das Kleine Konzert seinen Namen: 1743 wurde in Leipzig Das Große Konzert gegründet, aus dem später das Gewandhausorchester hervorging. Präzises Zusammenspiel und stilsichere Interpretationen zeichnen das Ensemble ebenso aus wie die Darstellung von Affekten bis hin zu opernhafter Dramatik. Das jahrelang erprobte Zusammenspiel des Ensembles hat bei Aufführungen der Werke des reinen Orchesterrepertoires zu einer Klangrede von großer gestischer Kraft (Salzburger Nachrichten) geführt.

Hermann Max - Ensemblegründer und Leiter (bis 2024)

Eine ihrer Schlüsselfiguren der Historischen Aufführungspraxis ist Hermann Max, der an der Berliner Musikhochschule Kirchenmusik und an der Kölner Universität Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Archäologie studierte.  Unermüdliche Forschungsarbeit in Bibliotheken und Archiven, Erstellung originalgetreuer Notentexte  nach entsprechenden Quellen und die Sicherstellung authentischer Aufführungen sind einige seiner Arbeitsgebiete. Zahllose hervorragende Werke vor allem aus der Zeit des Barock hat er vor dem  Vergessen bewahrt. Standardwerke wurden von ihm in beispielgebenden Aufführungen, Rundfunk- und CD- Produktionen realisiert. Dafür stehen die von ihm gegründeten Ensembles - Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert - zur Verfügung. Eine ganze Musiklandschaft wurde durch die Arbeit von Hermann Max aufgearbeitet:  die Musik Johann Sebastian Bachs, seiner Söhne und zahlreichen Verwandten, seiner Vorgänger und  Nachfolger im Amt des Thomaskantors, seiner Zeitgenossen, Kollegen und Schüler. Zahllose Rundfunkmitschnitte, Produktionen für den WDR, den Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur sowie preisgekrönte CD-Produktionen zeugen von dieser ambitionierten Arbeit. 1998 erhielt er den Telemann-Preis der Stadt Magdeburg und 2008 die Bach-Medaille der Stadt Leipzig für seine Verdienste um die Musik Johann Sebastian Bachs und seiner Familie. 1992 gründete er das Festival Alte Musik Knechtsteden, das alljährlich im September in der romanischen Basilika des Klosters Knechtsteden stattfindet.

Edzard Burchards - Künstlerischer Leiter (ab 2024)

Edzard Burchards wurde 1966 in Oldenburg geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. 1991 folgte ein Dirigierstudium bei Prof. Martin Schmidt und Michael Procter an der Musikhochschule Karlsruhe sowie Meisterkurse in Dirigieren und historischer Aufführungspraxis bei Tõnu Kaljuste, Martin Gester, Karlheinz Stockhausen und Eric Ericson. Bereits während seines Studiums nahm Edzard Burchards eine rege Konzerttätigkeit als Dirigent und Sänger auf. Er wirkte bei zahlreichen CD- und Rundfunkaufnahmen mit. Als Ensemblesänger wird er regelmäßig zu Produktionen mit dem Collegium Vocale Gent, dem Balthasar-Neumann-Chor, dem Vocalconsort Berlin, Al Ayre Español und anderen internationalen Ensembles eingeladen. 1998 unterstützte Edzard Burchards seinen Lehrer und Freund, den 2012 verstorbenen englischen Chorleiter und Musikwissenschaftler Michael Procter, bei der Gründung des Ensembles Hofkapelle mit dem Ziel, die Musik der Renaissance auf authentische Weise aufzuführen. In diesem Ensemble konnte er sich als Sänger intensiv mit der Musik von 1450 bis 1650 auseinandersetzen und erlangte fundierte Kenntnisse über ihre theoretischen Grundlagen. Edzard Burchards gibt sein Wissen in Seminaren an erfahrene Chorsänger und -sängerinnen weiter. In diesen Seminaren wird Musik der Renaissance und des Frühbarock erarbeitet und in Gottesdiensten bzw. Konzerten aufgeführt.

Alexander Schneider - Dramaturg

Alexander Schneider wurde in Frankenberg/Sachsen geboren. Von 1987 bis 1996 war er Mitglied des Dresdner Kreuzchores, bevor er bei Peter Herrmann an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin studierte. Im Jahr 2004 schloss er sein Studium in Gesang und Pädagogik ab. Er besuchte Meisterkurse bei David Cordier, Jeffrey Gall und Peter Kooij und ist Preisträger des Wettbewerbs "Musica Antiqua" in Brügge 2002. Der Countertenor arbeitet mit vielen renommierten Ensembles wie Cantus Cölln, Concerto Palatino, Pygmalion, Collegium 1704, Collegium Vocale Gent, Akademie für Alte Musik Berlin, Ricercar Consort, Vox Luminis, Musica Fiata Köln ...Dirigenten wie Philipp Herreweghe, Raphaël Pichon, Václav Luks, René Jacobs, Kristian Jaervi, Stephen Stubbs, Ludger Rémy, Howard Arman, Joshua Rifkin, Philippe Pierlot, Martin Haselböck, Marcus Creed, Hans Chr. Rademann und Konrad Junghänel haben mit ihm gearbeitet. Zahlreiche CD-Aufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Als Opernsänger trat er am Heidelberger Theater, an der Oper Leipzig, am Goethe-Theater Bad Lauchstädt, am Schlosstheater Potsdam (Neues Palais) und am Theater Gera auf und war als Oberon in Brittens "A Midsummer Night's Dream" am Luzerner Theater zu erleben. In der internationalen Premiere von Daniel Schnyders Jazzoper "Casanova" sang er "Mozart" in Gstaad/Schweiz und New York City/USA.Er gründete das Solistenkollektiv Polyharmonique um Projekte mit Vokalmusik der Spätrenaissance und des Barock in Konzerten und CD-Aufnahmen zu verwirklichen. Zunehmend tritt Alexander Schneider als Dirigent in Erscheinung. Er leitet den Chor Amicantus (Provinz Limburg/Belgien) und gibt in der Sommerakademie Alden Biesen Kurse für Chorsänger.