Hasses Lebensspanne umfasst eine Zeit "zwischen den Epochen": Er war fast eine Generation jünger als die 1685 geborenen Bach und Händel, dagegen eine Generation älter als Haydn (*1732) und gar zwei Generationen älter als Wolfgang Amadeus Mozart (*1756). Hasses Musik aber stand von Anfang an im Zeichen des Neuen.
Bei seinen Zeitgenossen war er berühmt wie kaum ein anderer neben ihm, und er war einer der prägenden Komponisten seiner Zeit, insbesondere in den Jahrzehnten zwischen 1730 und 1760. Hasses Messe d-Moll ist eine zeittypische "Nummernmesse", in der die fünf Teile des Messordinariums (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei) in fünfzehn kleinere Textabschnitte mit eigenen, musikalisch selbständigen Sätzen unterteilt werden.
Die Messe zeigt zum einen stilverwandte italienische Züge, zum anderen wird jedoch die für Hasses Personalstil typische Komposition deutlich.
Mit Virtuosität gepaarte Eleganz in Melodik und Führung der Vokalpartien, zugleich "vorklassisch" flächige sowie an Chromatik, Septakkorden und herben Vorhalten reiche Harmonik.