Der Bückeburger Konzertmeister Johann Christoph Friedrich Bach ist als der sanfte Musiker der Bach-Familie in die Musikgeschichte eingegangen, denn so wie er uns von dem bekannten Gemälde Georg David Matthieus entgegenschaut – ruhig, gemütlich, unaggressiv – so ist gewöhnlich auch der Charakter seiner Musik. Und doch gibt es noch eine andere Seite seines Künstlertums, die durch Leidenschaftlichkeit, einen ausgeprägten Sinn für Dramatik und ein feines Gespür für die Aggregatzustände der menschlichen Seele gekennzeichnet ist. Diese Qualitäten treten wohl in keinem seiner Werke so deutlich zutage wie in der großen italienischen Solokantate für Alt Cassandra, die cpo nun in einer Ersteinspielung ihrem musikbibliographischen Schattendasein entreißt. Dieses eindrucksvolle Werk zwingt uns, die Frage nach der Persönlichkeit und dem Schaffen dieses sonst eher unscheinbaren Bach-Sohnes neu zu stellen. Mit seiner Vertonung des grausamen Schicksals der trojanischen Königstochter schuf Bach eine dramatische Kantate in der Gestalt eines ausgedehnten Accompagnato-Rezitativs mit nur wenigen formal und harmonisch geschlossenen Ariosi sowie zwei gewichtigen Da-Capo-Arien. Motivische Bezüge spannen trotz kühner harmonischer Fortschreitungen über weite Strecken einen einheitlichen musikalischen Bogen.
Ein Werk, das weit in die Zukunft weist! Lena Susanne Norin ist eine großartige Cassandra und Hermann Max ist ihr mit seinem Barockorchester Das Kleine Konzert ein einfühlsamer Begleiter.
Rezensionen:
"Ein Stück, das von den Ausführenden wie vom Hörer große Konzentration verlangt. Hohe Anforderungen, denen sich Norin und Max aber gewachsen zeigen."
FonoForum 1/2001
"A strikingly effective Italian cantata. A very desirable CD."
Early Music Magazine 2/2001
"A highly impressive interpretation."
Fanfare 4/2001