Johann Christoph Friedrich Bach war ein Kind seiner Zeit. Und das war eine Zeit des Umbruchs und tiefgreifender Veränderungen, politisch wie kulturell, gesellschaftlich wie philosophisch. Das »Miserere« und die Motette »Wachet auf! ruft uns die Stimme« dokumentieren diese Umwälzungen exemplarisch. In einer Übernahme aus dem Schallarchiv präsentiert MDG eine inzwischen schon historische Aufnahme, die der Pionier der historisch informierten Musikpraxis Hermann Max mit der Rheinischen Kantorei und seinem Ensemble »Das Kleine Konzert« für den Westdeutschen Rundfunk produziert hat.
Rezensionen:
Musterbeispiel historischer Aufführungspraxis: Die vorliegende beim Label MDG veröffentlichte Einspielung zweier Werke von Johann Christoph Friedrich Bach, 'Wachet auf, ruft uns die Stimme' und 'Miserere' in c, reiht sich in die Liste mehrerer Beiträge dieses Komponisten ein, die bisher von der Rheinischen Kantorei präsentiert wurden. Es handelt sich nicht um eine Neueinspielung, sondern um bereits länger zurückliegende Aufzeichnungen aus den Jahren 1988 und 1994. Schon diese frühen Einspielungen des mittlerweile seit 40 Jahren bestehenden Ensembles sind ein Beweis der enormen künstlerischen Qualität. Die Interpretation zeichnet sich durch einen außergewöhnlich schlanken und transparenten Stimmklang aus, in dem jeder Ton, jede Stimme musikalisch und textlich nachzuvollziehen ist, ohne dass der Klang jemals zu wuchtig wird. Die Rheinische Kantorei harmoniert wunderbar mit dem Kleinen Konzert, zumal die Instrumentalisten mit gleicher stilistischer Souveränität, Emotionalität und Intonationssicherheit aufwarten wie die Chorsänger. Komplettiert und gekrönt wird der Gesamtklang durch die Mitwirkung der vier Solisten - Sopran (Mária Zádori), Mezzosopran (Lena Susanne Norin), Tenor (Guy de Mey) und Bariton (Klaus Mertens). Ganz im Sinne der historischen Aufführungspraxis gelingt es ihnen, einen jeweils charakteristischen Stimmklang zu erzeugen, der in jeder Hinsicht ausgewogen ist und zu keiner Zeit aufdringlich wirkt. Das Vibrato bleibt in einem Rahmen, der dem Zeitalter der Frühklassik angemessen ist und ohne romantische Übertreibung auskommt, die Stimmfarben zeichnen sich durch eine Weichheit und Klarheit aus, die dem Hörer bereits bei den Chorstimmen ins Ohr sticht und so für einen ausbalancierten und wohlgerundeten Gesamtklang sorgt."
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