Obwohl Alessandro Melani sicher zu den am meisten unterschätzten Komponisten des 17. Jahrhunderts und zu den am wenigsten kommentierten gehört, gelang ihm doch vor Mozart die beste Vertonung des »Don Giovanni«-Stoffs mit »L’empio punito« von 1669. Sonst ist tatsächlich kaum etwas über ihn bekannt. 1639 in Pistoia in eine Familie von Musikern geboren, ist er spätestens1667 als Kapellmeister an der Basilika S. Maria Maggiore in Rom nachweisbar. 1672 wechselt er nach S. Luigi dei Francese, wo er bis zu seinem Tod arbeitet. Die Kirchenmusik ist also seine Domäne, und dennoch schreibt er regelmäßig große Opern, durch die er berühmt wird. Seine Mini-Oper »Europa« ist eine »Festa teatrale« rund um die Phönizierin, die sich ihrem Entführer hingibt, dem Gott in Stiergestalt, und so das Abendland begründet. Die Musik kommt so frisch, so intelligent, so theatralisch daher, dass man ihm einen ersten Platz in der Reihe der Komponisten zwischen Cavalli, Cesti und Scarlatti einräumen muss. Ausgewählte geistliche Werke runden das Porträt ab, das Hermann Max in gewohnt meisterlicher Weise von diesem nahezu Vergessenen erstellt.