Beethovens begabter Schüler Ferdinand Ries war nie ganz unbekannt bekannt, aber erst in den letzten Jahren setzen sich cpo und auch Hermann Max sehr erfolgreich für eine Neuentdeckung des beseelten Spätklassikers und Romantikers ein. Dessen erstes Oratorium »Der Sieg des Glaubens«, das erstmalig seit 1829 wieder erklingt, feiert den Triumph der »sanftmütig Glaubenden«. Ries schrieb das Werk als Kompositionsauftrag für das Niederrheinische Musikfest in Aachen 1829. Der im Rheinland geschätzte Literat Johann Baptist Rousseau (1802–1867, nicht zu verwechseln mit seinem französischen Namensvetter Jean-Baptiste Rousseau) verzichtete in dem Werk vollständig auf eine durchgehende Handlung und entspannt vielmehr einen philosophischen Diskurs über die Kraft des Glaubens und die Gnade Gottes. Die auftretenden Figuren sind gleichsam entpersonifiziert. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch ihre Zugehörigkeit zur großen Gruppe der Gläubigen oder zur kleinen Gruppe der Ungläubigen. Ries trägt dem in seiner Vertonung mit vielen eindrucksvollen Chor- und Ensemblesätzen Rechnung, wobei er den Chor der Gläubigen immer wieder in Frauen- und Männerchor aufteilt. Die Arien setzen weniger auf Virtuosität als vielmehr auf eine intensive, am Sprachfluss orientierte Textausdeutung. Ähnliches gilt auch für die Chorsätze, die oft durch einen effektvollen, harmonisch reizvollen Orchesterpart gewürzt sind. Die Aachener Uraufführung war ein überwältigender Erfolg für Ferdinand Ries, von dem er seinem Bruder Joseph bald darauf »mit sehr vieler Freude« nach London berichtete: »Mein Oratorium ist so aufgenommen worden, daß das ganze Haus gezittert hat – es ist das größte und effektvollste Werk, was ich geschrieben habe, aber die Aufnahme hätte ich mir so nicht denken können, alles war rein toll, und wahrer Jubel herrschte überall.«
Rezensionen:
»Eine große Reflexion über den Glauben ... Musikalisch ist diese Aufnahme komplett gelungen. Der Chor der Rheinischen Kantorei ist genau einstudiert, das Kleine Konzert spielt mit Verve und tadelloser Abstimmung zwischen Streichern und dem virtuosen Blech.«
FonoForum 07/2013