"Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst"
Dunkel und drohend lässt Telemann dazu den Donner grollen, den Zorn Gottes. Der Herr, der Richter naht. Es beginnt der Tag des Gerichts. Mit diesen Signalen hebt ein packendes musikalisches Geschehen an, das dem, der sich mit ihm auseinanderzusetzen gewillt ist, eine reiche, symbolgeladene Welt schönster, erfüllender, oft eigenwilliger künstlerischer Bewältigung von Wort und Ton eröffnet. Die Gruppe der ab 1755 anhebenden Alterswerke Telemanns umfasst vor allem geistliche Oratorien in geradezu folgerichtiger Reihenfolge (Der Tod Jesu, Die Auferstehung, Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu, Der Tag des Gerichts), weiterhin auch die zweiteilige Donner-Ode, eine Kantate nach Psalmvorlagen aus Anlass des Lissaboner Erdbebens. In allen diesen späten Werken schlägt Telemann einen jeweils spezifischen, werkimmanenten Ton an und setzt seine kompositorischen Mittel in einer Weise ein, dass ein unverwechselbarer, eigener Werkcharakter entsteht.
Auch im Tag des Gerichts ist Telemann der Meister der Farbe, des überlegenen Einsatzes der Instrumente. Der Tag des Gerichts ist nicht etwa nur ein Denkmal der deutschen Oratoriengeschichte, sondern er führt hinein in die theologischen Diskussionen und das eschatologische Denken jener Zeit.