Der späte Telemann - und ich es schon oft geschrieben - ist ein seltenes Phänomen: Vergleichbar vielleicht nur noch mit Verdi schrieb er in einem Alter, in dem bei den meisten Komponisten (wenn sie denn überhaupt so alt wurden) die Inspiration doch sehr nachließ, seine besten Werke. Vor alles seine Innovationsfreudigkeit erstaunt einen immer wieder:
Das musikalische Barock lässt er weit hinter sich und öffnet die Türen zur Empfindsamkeit und Klassik. So ist es auch bei seinem Passions-Oratorium »Betrachtung der 9. Stunde an dem Todestage Jesu« von 1755.
In seiner Prägnanz und anrührenden, schlichten Innerlichkeit ist es ein kleines Meisterwerk. Keine reale Person ist es, die das Geschehen in Jesu Todesstunde betrachtet. Bericht und Nachsinnen vernehmen wir von einem Danebenstehenden, der die Ereignisse auf sich und auf uns bezieht.
Diese Ersteinspielung ist in doppelter Hinsicht eine Premiere:Sie eröffnet gleichzeitig die Zusammenarbeit von cpo mit der Rheinischen Kantorei und dem Barockorchester Das Kleine Konzert unter Hermann Max.
Als Ergänzung auf dieser CD noch zwei Kantaten aus Telemanns früherer Zeit: »Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras« und »Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses«.
Die hochkarätigen Solisten sind: Maria Zadori, Kai Wessel, David Cordier, Wilfried Jochens, Hans-Georg Wimmer, Harry van der Kamp und Stephan Schreckenberger.
Rezensionen:
»Eine gewaltige Spanne also, die nicht nur die eindrucksvolle stilistische Entwicklung Telemanns im Rückschritt offenbart, sondern auch die außerordentliche Qualität seines Frühwerks beleuchtet.«
Matthias Hengelbrock in FonoForum 5/97
»Höchst empfehlenswerte Platte.«
BBC Music Magazine:
»Faszinierende Entdeckungen.«
Gramophone 11. 97