Gute Musik gibt es in Rom zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Fülle: In den Palästen der Kirchenfürsten wie Benedetto Pamphilj und Pietro Ottoboni oder bei den Patronatsfesten der Kirchen, die, von den großen Adelsfamilien gesponsert, gern spektakulär inszeniert werden. Hier können Komponisten aufsehenerregende Musikerlebnisse schaffen.
Auf dem Gipfel seiner Meisterschaft kommt Scarlatti 1703 von Neapel mit den neuesten musikalischen Moden im Gepäck an den Tiber. Opernaufführungen sind hier zwar von Papst Innozenz XII. verboten, doch im Oratorium finden christliche Glaubensinhalte mit den Mitteln moderner Musikdramatik zu neuer Ausdruckskraft.Georg Friedrich Händel ist als Cembalist bei Scarlattis Marienoratorium Il Giardino di rose mittendrin und darf die Oratoriensaison 1708 mit seinem Werk La Resurrezione beschließen. In diesem Umfeld entsteht auch die Psalmvertonung Dixit Dominus. 1720 komponiert Scarlatti im Auftrag des Kardinals Francesco Acquaviva d’Aragona für die Kirche S. Cecilia in Trastevere, der Legende nach einst über dem Haus der Schutzheiligen der Musik erbaut. Acquaviva lässt die Kirche aufwendig umgestalten und Scarlatti neben der Messe noch eine Cäcilienvesper komponieren, deren Aufführung mit dem englischen König und Hannoveraner Kurfürsten Georg I. ein alter Bekannter Händels beiwohnt.